Erstmals geht der Forschungs-Förderungspreis der Schweizerischen Epilepsie-Liga an zwei Projekte, die von Frauen geleitet werden, und zwar von je einer jungen Wissenschaftlerin aus Lausanne und aus Genf. Sie wollen mit Hilfe wissenschaftlicher Methoden Status epilepticus und nichtepileptische Anfälle besser diagnostizieren und damit gezielter behandeln. Der Preis ist insgesamt mit CHF 25’000 dotiert
September 2022 – Epilepsien haben viele Gesichter und sind deshalb nicht immer leicht zu erkennen. Zudem gibt es sogenannte nichtepileptische Anfälle, die leicht mit epileptischen verwechselt werden können. Deshalb sind Epilepsie-Diagnosen oft eine Herausforderung, und Fehlbehandlungen kommen häufig vor.
Klare Diagnosen helfen den Betroffenen
Im Forschungs-Förderungspreis der Epilepsie-Liga 2022 geht es zweimal um bessere Diagnosen. Er ist mit insgesamt CHF 25‘000 dotiert und wird in diesem Jahr aufgeteilt: Isabelle Beuchat vom CHUV, dem Universitätsspital in Lausanne, untersucht im Projekt «Seizure biomarkers after non-epileptic events» gängige Bluttests, die als Indikatoren eines überstandenen epileptischen Anfalls gelten. Vermutlich steigen diese Werte (Laktat und Creatin-Kinase) aber auch nach einem «nichtepileptischen» – zum Beispiel psychogenen – Krampfereignis.
Genaues Wissen über diese Biomarker soll zu besseren Diagnosen verhelfen. «Dieses interdisziplinäre Projekt kann Fehldiagnosen verringern und dazu beitragen, dass hilfreichere Biomarker identifiziert werden, die dann auch in der klinischen Routine eingesetzt werden können», sagt Prof. Barbara Tettenborn, Präsidentin der Epilepsie-Liga.
Das zweite Preisträgerprojekt von Pia De Stefano, die am Universitätsspital Genf (HUG) arbeitet, hat den Titel: «Detection and outcome of early nonconvulsive status epilepticus following cardiac arrest». Im Koma nach einem überstandenen Herzstillstand kann ein «stiller» nicht-konvulsiver andauernder epileptischer Anfall auftreten («Status epilepticus»). Selbst auf der Intensivstation kann er nur mit Hilfe eines EEG (Hirnstrommessung) sicher erkannt und schnell behandelt werden. Bisher gehört die Ableitung eines EEG in den ersten Stunden nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand nicht zum routinemässigen Standardvorgehen, solange die Patient*innen im Koma liegen und nicht sediert werden. «Ein Erfolg dieser Studie könnte die Aussichten solcher schwerkranker Patient*innen auf Erholung entscheidend verbessern», sagt Barbara Tettenborn.
Die Preise werden am 30. September 2022 in Basel im Rahmen der SFCNS-Tagung verliehen (Kongress der Swiss Federation of Clinical Neuro-Societies).
Drei Ausschreibungen für 2023
Für 2023 ruft die Epilepsie-Liga zu Bewerbungen für insgesamt drei Preise aus. Neu ist der Alfred-Hauptmann-Preis für die beste wissenschaftliche Arbeit mit insgesamt €20’000 dotiert – bisher waren es €10’000. Die eine Hälfte des Preisgelds zeichnet künftig eine Publikation der Grundlagenforschung aus, die andere Hälfte geht in den Bereich klinische Forschung. Möglich ist das dank neuer Sponsoren: Der Preis wird nunmehr von den Firmen UCB-Pharma, Desitin Pharma, Arvelle/Angelini Pharma und GW/Jazz Pharmaceuticals unterstützt.
Den Alfred-Hauptmann-Preis verleihen die Deutsche und die Österreichische Gesellschaft für Epileptologie gemeinsam mit der Schweizerischen Epilepsie-Liga alle zwei Jahre. Er ist nach dem deutschen Neurologen Alfred Hauptmann benannt, der 1933 aus Deutschland emigrieren musste.
Weitere Informationen: https://dev.epi.ch/hauptmannpreis
Zudem erhält im kommenden Jahr die beste Doktor- oder neu auch Masterarbeit an einer Schweizer Hochschule auf dem Gebiet der Epileptologie den Promotionspreis in Höhe von CHF 1000. Bewerbungen sind aus allen Fachbereichen möglich. So können sich neben MedizinerInnen beispielsweise auch PsychologInnen oder PharmazeutInnen bewerben, die sich mit dem Thema Epilepsie befassen.
Weitere Informationen: https://dev.epi.ch/promotionspreis
Auch der Forschungsförderungspreis der Schweizerischen Epilepsie-Liga in Höhe von CHF 25‘000 wird für 2023 wieder ausgeschrieben. Er wird jährlich in der Schweiz tätigen Wissenschaftlern als Anschubfinanzierung für Forschungsvorhaben vergeben. Insbesondere soll die Erforschung von Ursachen und Behandlungen der Epilepsie gefördert werden.
Weitere Informationen und Richtlinien: https://dev.epi.ch/forschungsfoerderung
Alle drei Ausschreibungen laufen bis zum 31. Dezember 2022.