15. Juli 2020

Der mit 25‘000 Franken dotierte Forschungs-Förderungspreis der Epilepsie-Liga 2020 kommt einem neuen Behandlungsansatz zugute: Dr. med. Francesco Capecchi und PD Dr. med. Lukas Imbach testen am Universitätsspital Zürich in einem Pilotprojekt akustische Stimulation im Schlaf.

Ein Drittel der 70‘000-80‘000 Epilepsiebetroffenen in der Schweiz haben trotz medikamentöser Behandlung immer wieder Anfälle, häufig nachts. Diesen Patienten will das Forschungsteam um Francesco Capecchi (im Bild links) und Lukas Imbach helfen: Sie untersuchen den Ansatz einer Stimulation durch Geräusche anhand eines nächtlichen Dauer-EEGs.

„Unser Ziel ist letztlich eine neue Behandlungsmethode ohne Operation“, sagt der Projektleiter Francesco Capecchi, Assistenzarzt am Universitätsspital Zürich. Gerade nachts zeigt das EEG, das die elektrische Hirnaktivität misst, bei Epilepsiebetroffenen häufig die typische epileptische Überaktivität an. Solche „Epilepsie­potenziale“ wie auch nächtliche Anfälle werden nicht immer bemerkt, wirken sich aber spürbar auf die Leistungsfähigkeit der Betroffenen aus.

Hier setzt das Projekt mit dem Titel „Modulation of epileptic activity by closed-loop acoustic stimulation during sleep – a pilot study“ an: Mit Hilfe eines hochmodernen Hirnstrommessgeräts untersucht es, ob Tonsignale im richtigen Moment die epileptische Aktivität verringern können. „Closed-loop“ bedeutet, dass die Töne in einem geschlossenen Kreislauf auf das gemessene EEG reagieren – neu sollen sie genau dann zu hören sein, wenn im Tiefschlaf die sogenannten Delta-Wellen zu steigen oder aber zu sinken beginnen. Dies, so die Hypothese der Studie, erlaubt es, die nächtliche epileptische Aktivität zielgenau zu modulieren.

„Zunächst geht es um eine Pilotstudie, in der wir erstmals an Erwachsenen untersuchen, ob die Methode sicher und grundsätzlich sinnvoll ist“, sagt Lukas Imbach, unter dessen Ägide das Projekt läuft. Im nächsten Schritt hoffen die beiden Forscher dann, damit die Zahl schlafgebundener Anfälle in einer grösseren Patientengruppe senken zu können.

„Wir halten diesen Ansatz für äusserst vielversprechend“, sagt die neue Präsidentin der Epilepsie-Liga, Prof. Dr. Barbara Tettenborn, als Laudatorin. „Er wird voraussichtlich bald sowohl die  Epilepsietherapie wie auch die Schlafforschung beeinflussen.“

Wegen der Pandemie fand in diesem Jahr keine offizielle Preisverleihung statt.