Die Forschungsförderung 2016, dotiert mit 25 000 Franken, ging an Prof. Jean-Marc Fritschy und Tilo Gschwind von der Universität Zürich. Wir sprachen mit Tilo Gschwind.
Worum geht es in Ihrem Forschungsprojekt?
Gschwind: Gemeinsam mit amerikanischen Wissenschaftlern der Stanford-Universität haben wir ein Programm weiterentwickelt, das Signale im Hirn typisch für Epilepsie, sogenannte „Spikes“ im EEG, automatisch erfasst. Gleichzeitig ist es möglich, in Bruchteilen einer Sekunde darauf zu reagieren, z.B. mit kleinen elektrischen Impulsen.
Wofür dient das?
Das blitzschnelle Erfassen epileptischer Signale nutzen wir, um die Epileptogenese besser zu verstehen, also wie Epilepsie – speziell Temporallappenepilepsie – überhaupt entsteht. Dazu bedienen wir uns einer weiteren, gleichfalls neuen Technik, der sogenannten Optogenetik: Sie aktiviert oder hemmt ganz spezifische Zellen mit Hilfe von Lichtstimulation. Die daraus gewonnen Erkenntnisse, welche der vielen Veränderungen im Hirn wirklich für die Entstehung der Epilepsie verantwortlich ist, könnten potentiell in die Entwicklung neuer Behandlungsmöglichkeiten einfliessen.
Wie und wann können Betroffene davon profitieren?
Neben unserer Grundlagenforschung ist denkbar, mit dem Computerprogramm bereits bestehende Methoden zu erweitern, speziell die tiefe Hirnstimulation*. Mit Hilfe unseres Programms könnte sie in einem geschlossenen Kreislauf nur dann stimulieren, wenn es wirklich nötig ist – also bei einem Anfall oder bei besagten „Spikes“. Damit liesse sich verhindern, dass eine pausenlose Stimulation andere Hirnaktivitäten beeinflusst.
* Tiefe Hirnstimulation oder DBS (englisch: deep brain stimulation): Der sogenannte „Hirnschrittmacher“ ist für Parkinson und andere Krankheiten etabliert und gilt auch bei Epilepsie als zukunftsweisend. Wenn Medikamente nicht helfen, stimulieren feine Elektroden die „Schaltzentrale“ im Hirn, um Anfälle zumindest zu reduzieren.
Artikel aus Epilepsie-News 2/2016