Mai 2017 – Epilepsie-Liga: Forschungspreise in Wien verliehen

Ein Team aus Genf erhält den diesjährigen Forschungsförderungspreis der Epilepsie-Liga, dotiert mit 25’000 Franken. Der Alfred-Hauptmann-Preis für die besten wissenschaftlichen Arbeiten zur Epileptologie aus dem deutschsprachigen Raum geht zur Hälfte in die Schweiz. Nicht zuletzt erhält Prof. Dr. Paul-André Despland für seine Verdienste die Tissot-Medaille.

(Wien) Im Rahmen der Dreiländer-Epilepsietagung in Wien wurden am 4. Mai 2017 mehrere Preise der Schweizerischen Epilepsie-Liga vergeben.

C. Quairiaux (links) mit Laudator G. Krämer

Der von der Schweizerischen Epilepsie-Liga jährlich vergebene und mit 25‘000 Franken dotierte Forschungsförderungspreis geht 2017 an PD Dr. Charles Quairiaux, Dr. Abbas Khani und Prof. Dr. Christoph Michel vom neurowissenschaftlichen Departement der Universität Genf. In ihrem Grundlagenprojekt geht es um die Unterdrückung sogenannter „fast ripples”, rasch oszillierender EEG-Rhythmen des Gehirns. Diese sind vor allem bei Temporallappenepilepsien, der häufigsten Epilepsieform des Erwachsenenalters, von besonderer Bedeutung. Eines Tages könnten Stromimpulse diese „ripples” gezielt unterdrücken. Das würde im Idealfall nicht nur Anfälle verhindern, sondern auch die übrigen Hirnregionen schonen, vielleicht sogar heilen.

Der länderübergreifende Alfred-Hauptmann-Preis für Epilepsieforschung, dotiert mit 10‘000 Euro, geht zum ersten Mal seit 2009 wieder in die Schweiz: Eine Hälfte der Preissumme teilen sich PD Dr. Gian Marco De Marchis (Universitätsspital Basel) und Dr. Deborah Pugin (HUG Genf).

Die beiden Mediziner haben den konkreten Nutzen einer elektroenzephalographischen (EEG-) Überwachung bei bestimmten Patienten auf der Intensivstation untersucht. Jeder zehnte Patient mit einer spontanen Subarachnoidalblutung, einer speziellen Form des Schlaganfalls, erlitt klinisch nicht oder nur schwer erkennbare epileptische Anfälle, die nur mittels EEG-Überwachung bemerkt werden können. Je länger solche Anfälle anhalten, desto schlechter sind die Genesungschancen. Somit ist die EEG-Überwachung nützlich, um eine antiepileptische Behandlung prompt einzuleiten.

Die andere Hälfte des Preises geht an die Neurobiologin Prof. Dr. Carola Haas vom Universitätsklinikum Freiburg i.Br. Mit ihrem Team hat sie den Zusammenhang zwischen fehlgebildeter Hirnrinde, sogenannten fokalen kortikalen Dysplasien, und Epilepsie erkundet.

Den Alfred-Hauptmann-Preis verleihen die Deutsche und die Österreichische Gesellschaft für Epileptologie gemeinsam mit der Schweizerischen Epilepsie-Liga alle zwei Jahre. Das Preisgeld wird von der Firma UCB zur Verfügung gestellt. Der Preis ist nach dem deutschen Neurologen Alfred Hauptmann benannt, der 1912 die antikonvulsive Wirkung von Phenobarbital entdeckte und 1933 wegen seiner jüdischen Abstammung aus Deutschland emigrieren musste.

P.-A. Despland

P.-A. Despland

Die Tissot-Medaille für besondere Dienste für die schweizerische Epileptologie geht in diesem Jahr an Prof. Dr. Paul-André Despland, Clinique La Prairie in Montreux. Er war über viele Jahre Vorstandsmitglied, von 1997 bis 2001 Präsident der Liga (bis 2016: Schweizerische Liga gegen Epilepsie) und ist seit 2010 Ehrenmitglied. Vor seiner jetzigen Tätigkeit war er langjähriger Oberarzt und Professor an der Neurologischen Universitätsklinik in Lausanne mit Leitung der Klinik a.i. 2006/07.

Die Tissot-Medaille hat ihren Namen von dem Schweizer Arzt und Volksgesundheitsschriftsteller Samuel Auguste Tissot (1728-1797), der das erste moderne Lehrbuch über Epilepsie überhaupt veröffentlichte. Sie wird seit 2007 alle zwei Jahre verliehen.

Vollständige Referenz zur Arbeit Pugin/De Marchis: De Marchis GM, Pugin D, Meyers E, Velasquez A, Suwatcharangkoon S, Park S, Falo MC, Agarwal S, Mayer S, Schmidt JM, Connolly ES and Claassen J. Seizure burden in subarachnoid hemorrhage associated with functional and cognitive outcome. Neurology. 2016;86:253-60.