Behandlung
Fast alle Epilepsiebetroffenen werden mit Medikamenten behandelt. Können diese die Anfälle nicht verhindern, gibt es noch weitere Möglichkeiten.
Nach der Diagnose Epilepsie besteht die Behandlung durch die Neurologin, den Neurologen in der Regel in der Einnahme von Medikamenten, um die Anfälle zu unterdrücken (“anfallssuppressive Medikamente”, kurz ASM, oder “Antikonvulsiva”, früher auch “Antiepileptika”). Welche Medikamente, ob eine oder mehrere Substanzen, hängt von der Form der Epilepsie und anderen Faktoren ab, z.B. Begleiterkrankungen.
Wichtig ist auch eine angepasste Lebensweise, beispielsweise ausreichend Schlaf und regelmässige Schlafzeiten sowie das Vermeiden anfallsauslösender Situationen und Faktoren. Die medikamentöse Therapie kann durch Selbstkontrolle unterstützt werden. Darunter versteht man, die durch genaue Beobachtung erkannten, anfallsauslösenden Umstände zu vermeiden oder zu durchbrechen.
Eine Beherrschung der Epilepsie ist nicht immer möglich. Bei manchen Arten der Epilepsie werden 90 Prozent der Betroffenen anfallsfrei, bei anderen höchstens 10 bis 20 Prozent. Fast zwei Drittel der Menschen mit Epilepsie führen ein normales Leben, das heisst, sie benötigen neben ihren täglichen Medikamenten und der medizinischen Betreuung keine weiteren Hilfen.
Dauern die Anfälle trotz Medikamenteneinnahme an, sollte geprüft werden, ob eine Operation infrage kommt. Das ist immer dann denkbar, wenn die Anfälle an einem einzigen Ort im Gehirn entstehen (fokale oder bilateral ausgebreitete Anfälle) und sich dieser Ort nicht in einem Hirngebiet befindet, das für extrem wichtige Funktionen wie Sprache, Sehen oder Bewegung zuständig ist. Von dem Drittel, das mit Medikamenten nicht anfallsfrei wird, ist dies bei etwa 10 Prozent der Fall, d.h. insgesamt bei etwa 2 bis 3 Prozent der Betroffenen.
In der Epilepsiechirurgie wird der Epilepsieherd dann entfernt – das bedarf sorgfältiger Abklärung und Vorbereitung, damit der Patient durch den Eingriff nicht im Sprechen, Bewegen oder Denken beeinträchtigt wird. Je jünger der oder die Betroffene, desto grösser sind die Vorteile durch eine erfolgreiche Operation. Liegt der Ort im inneren Schläfenlappen, so haben in rund 75 Prozent der Fälle die Operierten danach keine oder fast keine Anfälle mehr.
Kommt eine Operation nicht in Betracht, kann eine spezielle Form der Ernährung, die sogenannte ketogene Diät, zu einer Besserung führen. Ketogene Diäten sind extrem fettreiche, kohlenhydratarme, Eiweiss- und Kalorien-bilanzierte Diäten, die den Stoffwechselzustand des Fastens nachahmen.
Eine weitere Option ist der Vagusnervstimulator oder „Hirnschrittmacher”. Dabei wird ein batteriebetriebenes Stimulationsgerät unterhalb des Schlüsselbeins unter die Haut implantiert und mit dem Nervus vagus am Hals verbunden.
Zunehmend werden auch Stimulatoren eingesetzt, die direkt Gebiete im Gehirn stimulieren – diese tiefe Hirnstimulation oder Deep Brain Stimulation wird bisher vor allem bei Parkinson-Erkrankungen praktiziert.
Autoren: Günter Krämer, Stephan Rüegg; letzte Aktualisierung dieser Seite: 2023